📄 Libido – Die häufigsten Mythen & gesellschaftlichen Fehlannahmen
🔴 Mythos 1: Eine "normale" Libido ist konstant und vorhersehbar.
➡️ Realität: Libido ist zyklisch. Sie verändert sich je nach Lebensphase, Hormonlage, Beziehung, Nervensystemzustand, emotionaler Belastung, Jahreszeit – und ist bei jedem Menschen unterschiedlich.
Eine konstante Libido ist ein medizinisch und psychologisch nicht existierendes Idealbild.
🔴 Mythos 2: Lust ist spontan und muss „von selbst“ auftauchen.
➡️ Realität: Lust entsteht sehr oft reaktiv – durch Kontext, Nähe, Fantasie, Berührung oder bewusste Aktivierung.
Spontane Lust ist nur eine mögliche Form – nicht die bessere oder „echtere“.
🔴 Mythos 3: Wer wenig Lust empfindet, liebt nicht richtig oder ist "kaputt".
➡️ Realität: Geringe oder blockierte Libido ist kein Beweis für Liebesmangel – sondern oft ein Ausdruck von emotionaler Belastung, Unerhörtheit, hormonellen Prozessen oder Beziehungsspannung.
Es ist ein Signal – keine Schuldzuweisung.
🔴 Mythos 4: Männer haben immer mehr Lust als Frauen.
➡️ Realität: Das ist ein veraltetes, kulturell aufgeladenes Klischee. Viele Männer erleben ebenfalls Phasen geringer Lust, viele Frauen haben starke, eigenständige sexuelle Bedürfnisse – wenn sie sich sicher fühlen und ernst genommen werden.
🔴 Mythos 5: Lust ist gleich Sex.
➡️ Realität: Lust kann sich auf viele Weisen ausdrücken: Bewegung, Nähe, Fantasie, Kontakt, Spiel.
Reduziert auf „Penetration oder Orgasmus“ wird sie oft verstummt, bevor sie sich entfalten kann.
🔴 Mythos 6: Wenn man sich liebt, sollte Sex einfach und selbstverständlich funktionieren.
➡️ Realität: Liebe schafft Voraussetzungen für Lust – aber keine Garantie.
Sexualität ist ein eigenständiger Raum, der achtsam gepflegt, erkundet und bewusst belebt werden will.
🔴 Mythos 7: Lustprobleme müssen "gelöst" werden – am besten schnell.
➡️ Realität: Sexualität ist kein technisches Problem.
Sie ist ein zutiefst persönlicher, lebendiger Prozess. Der Weg zur Lust ist ein Prozess von Erlaubnis, Entdeckung, Tempo und Vertrauen – nicht von Optimierung.
🔴 Mythos 8: Nur Menschen mit "Problemen" machen Übungen oder holen sich Unterstützung.
➡️ Realität: Wer bewusst mit seiner Lust arbeitet, pflegt seine Lebendigkeit – so wie wir auch bewusst atmen, Yoga machen oder uns ernähren lernen.
Sexuelle Intelligenz ist eine Fähigkeit, keine Diagnose.
🟠 Zusätzliche gesellschaftliche Annahmen, die unproduktiv sind:
- „Lust hat man oder nicht.“ → Realität: Lust ist erlernbar, aktivierbar, entwickelbar.
- „Männer sind visuell, Frauen emotional.“ → Realität: Das ist ein binäres Missverständnis. Jeder Mensch hat körperliche, emotionale, psychische und imaginative Lustzugänge – in individueller Gewichtung.
- „Man muss Lust empfinden, um Nähe zuzulassen.“ → Realität: Oft entsteht Lust aus Nähe – nicht umgekehrt.
- „Wenn ich keine Lust habe, ist mit mir oder mit der Beziehung etwas falsch.“ → Realität: Vielleicht fehlt nicht Liebe – sondern Sicherheit, Spiel, Langsamkeit oder Selbstkontakt.
Die meisten Gedanken, die dich unter Druck setzen, deine Lust zu „reparieren“ oder dich „anders“ fühlen lassen, basieren auf Konstrukten – nicht auf Wahrheit.
Du darfst dich neu orientieren. Deine Lust ist dein Weg – nicht ein Vergleichswert.