Erkennen des sekundären Gewinns
Ziel:
Verborgene, unbewusste innere Vorteile (sekundäre Gewinne) aufzudecken, die dich möglicherweise daran hindern, einen alten Konflikt oder eine Kränkung in deiner Partnerschaft loszulassen.
Diese Erkenntnis schafft Klarheit, Selbstverantwortung und den inneren Raum für echte Veränderung.
Was bedeutet „sekundärer Gewinn“?
Ein sekundärer Gewinn ist das, was du bekommst, indem du an einem Problem festhältst – meist unbewusst.
Beispiele:
- Wenn ich weiter verletzt bin, muss ich mich nicht öffnen.
- Wenn ich gekränkt bleibe, muss ich keine Verantwortung für meine Bedürfnisse übernehmen.
- Wenn ich weiter Vorwürfe mache, bleibe ich moralisch überlegen.
- Wenn ich leide, erzeuge ich (unbewusst) Schuld beim anderen.
Anleitung zur Übung:
- Wähle einen konkreten Konflikt oder eine alte Kränkung, die in dir noch aktiv ist.
Schreib sie in 1–2 Sätzen auf.
Beispiel: „Ich kann nicht verzeihen, dass ....“ - Stelle dir die Frage: Was gibt mir dieser Zustand?
Was ermöglicht mir diese Haltung? Was vermeide ich dadurch?
Schreibe zu jedem Punkt ehrlich auf:- Was muss ich nicht fühlen, solange ich an dieser Kränkung festhalte?
- Was muss ich nicht sagen oder tun?
- Welche Identität bleibt mir dadurch erhalten (z. B. „die/der Gekränkte“, „die/der Enttäuschte“, „die/der Moralisch Überlegene“)?
- Bekomme ich vielleicht Aufmerksamkeit, Mitgefühl, Kontrolle oder Sicherheit durch mein Festhalten?
- Finde mindestens drei mögliche sekundäre Gewinne.
Schreib sie klar und ehrlich auf – ohne Schuld oder Scham. - Dann frage dich: Bin ich bereit, auf diese inneren Vorteile zu verzichten?
Wenn ja – was brauche ich stattdessen?
Was wäre eine reife, selbstverantwortliche Alternative?
Beispielantwort:
Konflikt: „Ich halte meinem Partner seit Monaten vor, dass er/sie mich beim Streit ignoriert hat.“
Mögliche sekundäre Gewinne:
– Ich muss mich nicht wieder verletzlich zeigen.
– Ich bleibe in der Position der Benachteiligten.
– Ich kann vermeiden, meine eigenen Anteile am Konflikt zu reflektieren.
Erkenntnis: „Mein Groll schützt mich davor, mich wieder zu öffnen – aber er hindert mich auch daran, Intimität zu erleben.“
Neue Haltung: „Ich darf mich schützen UND ehrlich ausdrücken, was ich brauche.“
Abschluss-Frage:
Was wäre möglich, wenn ich diesen Konflikt ganz loslasse – ohne Bedingungen?
Was wäre dann mit mir? Mit uns?
Wenn du magst, bring deine Reflexion mit in die nächste Sitzung.
Du musst nichts beweisen – du darfst dich erkennen.
Und das ist der mutigste Schritt in jede Form von Liebe.