Praxisgeschichten
Fall 1: Anna (35) – Der strenge innere Kritiker
Anna kam zu mir mit dem Gefühl, ihren Körper nie "gut genug" zu finden.
Obwohl sie gesund war, konnte sie sich selbst im Spiegel kaum ansehen, ohne ihren Bauch oder ihre Oberschenkel abzuwerten.
In der Arbeit mit ihr zeigte sich: Der innere Kritiker hatte eine sehr alte Stimme – geprägt durch Kommentare in der Kindheit und permanente Vergleiche mit unrealistischen Schönheitsbildern.
Durch die Übungen „Brief an den Körper“, „Arbeit mit dem inneren Kritiker“ und „Ölmassage für sich selbst“ lernte Anna, sich nicht mehr reflexhaft zu verurteilen, sondern sich neugierig und freundlich zu begegnen.
Heute sagt sie:
„Mein Körper ist kein Projekt mehr. Er ist mein Zuhause.“
Fall 2: Miriam (42) – Die verlorene Lust
Miriam spürte seit Jahren wenig Verbindung zu ihrer eigenen Lust. Sie glaubte, das „gehöre einfach zum Älterwerden dazu“.
Gleichzeitig empfand sie tiefe Traurigkeit, weil sie sich innerlich „abgeschaltet“ fühlte.
In unseren Sitzungen erkundete sie ihre Sinnlichkeit neu – über die „Karte des Wohlgefühls“ und das bewusste Lesen erotischer Literatur aus weiblicher Perspektive.
Durch diese langsame Rückkehr zu ihrer inneren Welt entdeckte sie:
„Meine Lust war nie verschwunden. Ich hatte nur aufgehört, ihr zuzuhören.“
Heute integriert Miriam bewusste Berührungsrituale in ihren Alltag – für sich selbst, nicht nur für andere.
Fall 3: Leonie (29) – Angst vor Sichtbarkeit
Leonie hatte große Schwierigkeiten, sich selbst im Spiegel zu betrachten oder Fotos von ihrem Körper zuzulassen.
Ihr Gedanke: „Ich bin nicht schön genug, um sichtbar zu sein.“
In der Praxis übte sie über kleine, achtsame Schritte:
Zuerst „Der Körper im Spiegel“, dann „Nackter Körper in Stoff“, dann „Foto nur für mich selbst“.
Nicht, um sich „schöner“ zu fühlen – sondern um sich überhaupt zu sehen.
Der Wendepunkt kam, als sie sagte:
„Ich erkenne mich wieder. Und ich will mich nicht mehr verstecken.“
Leonie begann, auch im Alltag selbstbewusster aufzutreten – unabhängig davon, was andere denken könnten.
Fall 4: Sabine (48) – Der Körper als Feind
Nach mehreren Operationen und hormonellen Veränderungen fühlte Sabine sich von ihrem Körper verraten.
Sie sprach davon, „im eigenen Körper eingesperrt“ zu sein.
In der Arbeit ging es darum, nicht nur Trauer und Wut zuzulassen, sondern eine neue, realistische Freundschaft mit dem veränderten Körper aufzubauen.
Über die Übungen „Dankbarkeit für den Körper“, sanfte „Bauchatmung“ und die „Doppelte Schaukel“ lernte Sabine, wieder Mitgefühl für ihren Körper zu entwickeln.
Heute beschreibt sie ihren Weg so:
„Ich trage Narben. Aber ich trage auch Stärke. Mein Körper erzählt meine Geschichte – nicht meine Niederlage.“
Fall 5: Julia (38) – Lust neu erlauben
Julia hatte früh gelernt, dass weibliche Lust „gefährlich“ sei oder „kontrolliert werden müsse“.
Selbst in ihrer Partnerschaft fiel es ihr schwer, sich hinzugeben, Berührung zu genießen oder sich selbst Lust zu erlauben.
Über die Arbeit mit dem Satz „Ich darf berührt werden“, über Masturbation mit Spiegel und kleine Atemrituale lernte Julia, sich selbst Erlaubnis zu geben:
„Ich darf fühlen, ohne mich zu rechtfertigen.“
Heute erlebt sie Sexualität nicht mehr als Pflicht – sondern als eigenen, lebendigen Raum.
🌸 Diese Fälle zeigen:
- Körperzufriedenheit entsteht nicht durch Veränderung des Körpers – sondern durch eine neue Beziehung zum eigenen Körper.
- Lust, Sinnlichkeit und Selbstachtung sind Fähigkeiten, die wachsen dürfen – wenn wir den Raum dazu schaffen.
- Alte Mythen und gesellschaftliche Glaubenssätze können überschrieben werden – durch neue Erfahrungen, kleine Rituale und bewusste Aufmerksamkeit.