🧾 Fälle aus der Praxis: Wenn Verlangen still wird – und wie es zurückkehrt
1. Julia, 38 – „Ich liebe ihn, aber ich will ihn nicht mehr“
Julia ist seit 12 Jahren mit ihrem Partner zusammen. Zwei Kinder, viel Alltag, kaum Schlaf. Als sie zu mir kam, war sie überzeugt: „Mit mir stimmt was nicht. Ich fühle mich wie tot, wenn er mich berührt.“
In unserer Arbeit wurde deutlich: Sie war nicht lustlos – sie war überreizt, nicht berührt worden, nicht gefragt worden.
Eine der ersten Übungen war: „Ein Akt nur für dich“ – empfangen, ohne leisten zu müssen.
Nach drei Wochen sagte sie: „Ich hatte vergessen, dass ich einen Körper habe. Jetzt kommt er langsam zurück.“
2. Aylin, 43 – „Ich funktioniere nur noch – und schäme mich dafür“
Aylin fühlte sich oft blockiert, obwohl sie sich sexuell eigentlich als offen empfand. Der Wendepunkt kam, als sie die Übung „Erotische Erinnerungen an frühe Intimität“ machte.
Sie erinnerte sich an eine gemeinsame Nacht in einem alten Auto – wild, frei, voller Lachen. Diese Erinnerung aktivierte etwas. Nicht nur Begehren – sondern Trauer über das Verlorene.
Wir arbeiteten damit, diese Energie zu integrieren. Heute hat sie mit ihrem Partner ein kleines „Erinnerungsritual“ – jedes Wochenende erzählen sie sich eine erotische Fantasie.
Es macht sie beide lebendig und weich.
3. Lena, 35 – „Er will immer – ich gar nicht“
Lena kam mit viel Schuldgefühl. Ihr Partner äußerte regelmäßig Lust – sie hatte das Gefühl, ständig ablehnen zu müssen.
In der Übung „Regelmäßige Verabredung“ vereinbarten sie fixe Zeiten, wo Lust darf, aber nicht muss.
Das nahm Druck. Und gleichzeitig entwickelte Lena durch die Übung „Jeden Tag ein Kompliment“ wieder ein Gefühl für ihren eigenen Blick auf ihn – sie sagte: „Ich merke, dass ich ihn sehen kann – als Mann, nicht nur als Vater oder Mitbewohner.“
Daraus wuchs neues Begehren.
4. Teresa, 49 – „Ich will nicht mehr stillhalten – ich will gestalten“
Nach 20 Jahren Ehe spürte Teresa: „Ich habe gelernt, mich anzupassen. Aber ich will mehr als lieb sein – ich will begehrend sein.“
In der Übung „Erotisches Menü“ schrieb sie zum ersten Mal konkret auf, was sie wirklich mag. Sie traute sich, es ihrem Mann zu zeigen.
Er war sprachlos – nicht im negativen Sinn, sondern weil er endlich Zugang zu ihrer inneren Welt bekam.
Heute gestalten sie alle zwei Wochen ein neues „Menü“ – manchmal real, manchmal nur im Gespräch.
Ihr Fazit: „Ich habe mich selbst zurückgewonnen.“
5. Clara, 41 – „Es ist alles zu viel – außer meine Lust“
Clara war überarbeitet, mental erschöpft, sexuell blockiert. Ihre größte Erkenntnis kam durch die Übung „Sinnliche Überraschung“ – nicht für ihn, sondern aus sich heraus.
Sie bereitete eine kleine Szene vor: ein neues Parfüm, ein langsamer Tanz, keine Worte. Sie sagte: „Es war nicht für ihn – es war mein Geschenk an meine Sinnlichkeit.“
Von dort aus wuchs langsam wieder Lust – nicht auf Abruf, sondern aus einem Gefühl von innerer Erlaubnis.
🧩 Fazit:
Diese Frauen stehen für viele.
Jede Geschichte ist anders – und doch gibt es einen roten Faden:
Lust braucht Raum. Wahrnehmung. Erlaubnis. Und manchmal auch Wiederentdeckung.