🌸 Fälle aus der Praxis:
🟣 Fall 1: Sophie, 34 Jahre – „Ich dachte, Lust müsste immer spontan kommen.“
Sophie lebte seit acht Jahren in einer Beziehung.
Sie beschrieb ihre Sexualität als "eingeschlafen" und gab sich oft selbst die Schuld:
„Wenn ich nicht spontan Lust habe, dann stimmt etwas nicht mit mir.“
Im Gespräch stellte sich heraus, dass Sophie nie gelernt hatte, bewusste Initiative als etwas Natürliches zu sehen.
Nachdem sie begann, kleine Momente der Nähe bewusst zu initiieren – etwa durch Berührungen oder Einladungen zum Kuscheln –, spürte sie allmählich wieder ein inneres Kribbeln und eine wachsende Lust.
🧡 Lernmoment:
Lust kann entstehen – nicht nur passieren. Und kleine Initiativen sind oft der Schlüssel dazu.
🟣 Fall 2: Mira, 41 Jahre – „Ich hatte Angst, mich lächerlich zu machen.“
Mira wollte gern mehr Initiative ergreifen, aber sie erzählte:
„Ich fühle mich albern oder komisch, wenn ich versuche, sexy oder verführerisch zu sein.“
In ihrer Geschichte lag die tiefe Prägung, dass nur „perfekte“ Initiative erlaubt sei.
Durch Übungen wie das Sanfte Ja und kleine, humorvolle Rollenspiele lernte Mira, sich auch mit unperfekten, verspielten Annäherungen wohlzufühlen – was ihre Beziehung entspannter und erotischer machte.
🧡 Lernmoment:
Initiative muss nicht perfekt sein. Echtheit ist viel erotischer als jede Inszenierung.
🟣 Fall 3: Lea, 28 Jahre – „Mein Partner zeigt nie Initiative – was stimmt nicht?“
Lea fühlte sich ungeliebt, weil ihr Partner selten den ersten Schritt machte:
„Immer muss ich anfangen – vielleicht liebt er mich nicht mehr.“
In der Reflexion erkannten wir, dass ihr Partner zwar Initiative auf andere Weise zeigte – durch kleine Aufmerksamkeiten im Alltag, nicht aber durch direkte sexuelle Impulse.
Lea lernte, unterschiedliche Sprachen der Initiative zu sehen – und erkannte, dass sie über neue Kommunikationsformen viel mehr Nähe und Klarheit schaffen konnte.
🧡 Lernmoment:
Initiative hat viele Gesichter – und das bewusste Erkennen kann Verletzungen heilen.
🟣 Fall 4: Katharina, 46 Jahre – „Ich will Lust haben, aber mein Körper bleibt still.“
Katharina spürte oft das Bedürfnis nach Sexualität, aber ihr Körper „reagierte nicht“.
Sie sagte:
„Mein Kopf möchte Nähe, aber mein Körper macht nicht mit.“
Mit der Übung Körperliches Einstimmen und dem Körperkompass lernte Katharina, feine Körperreaktionen wahrzunehmen – nicht zu erzwingen, sondern zu lauschen.
So wuchs ihr Vertrauen in kleine, authentische Impulse – und mit der Zeit erlebte sie wieder mehr lebendige Initiativen, die wirklich aus ihr selbst kamen.
🧡 Lernmoment:
Wahre Initiative entsteht aus dem Körper – nicht aus Druck oder Erwartung.
🟣 Fall 5: Anna, 39 Jahre – „Ich traue mich nicht, wenn ich nicht sicher bin, dass er will.“
Anna erzählte:
„Ich habe so Angst vor Ablehnung. Ich ergreife nur Initiative, wenn ich hundertprozentig sicher bin, dass er auch Lust hat.“
Sie lebte dadurch in einer ständigen inneren Anspannung und unterdrückte viele eigene Impulse.
Durch die Übung „Auch wenn…“ lernte sie, kleine Initiativen zu setzen, auch wenn Unsicherheit da war – und erlebte, dass Ablehnung selten so schlimm war wie befürchtet.
Mehr noch: Ihr Partner genoss ihre zarten, neuen Impulse spürbar.
🧡 Lernmoment:
Mutige kleine Schritte trotz Unsicherheit verändern die gesamte Beziehungsdynamik.
🌟 Zusammenfassung
Diese fünf Fallgeschichten zeigen:
- Wie tief Mythen und Ängste in unsere Sexualität eingreifen können,
- Wie kleine, bewusste Veränderungen in der Wahrnehmung und Praxis enorme Entwicklungen möglich machen,
- Und dass Initiative eine Kunst ist, die aus Lebendigkeit, Achtsamkeit und Selbstfreundlichkeit wächst – niemals aus Zwang oder Perfektion.